Entwicklung

Das Projekt startete 1977 unter dem Entwicklungscode 262. Drei junge Ingenieure waren die Väter der Idee: Jörg Bensinger, Leiter des Bereichs Fahrwerkversuche, Walter Treser als Projektchef und eben Ferdinand Piëch. Ein modifizierter Audi 80 der ersten Generation mit dem Turbo-Fünfzylinder des künftigen Audi 200 diente als Prototyp. Mit dem Allradantrieb des Militärgeländewagens VW Iltis, bei Audi entwickelt, wurde die Kraft weitergegeben. Das freilich hatte einen Haken, weil hier die Vorderachse nicht bei Bedarf zugeschaltet wurde, sondern beide Achsen starr miteinander verbunden waren. Auf Schnee gab es keine Probleme, auf trockenem Asphalt freilich traten Verspannungen im Antriebsstrang auf, fuhren die vorderen Räder einen etwas größeren Bogen als die hinteren: Der Wagen hüpfte.
Am permanenten Allradantrieb wollten die Entwickler dennoch festhalten, aber ohne separates Mitteldifferenzial, von dem aus eine zweite Kardanwelle zur Vorderachse lief, wie das damals üblich war. Denn dies war zu schwer. Die Lösung, den Geistesblitz, hatte Franz Tengler, Chef in der Getriebekonstruktion. Wir zitieren aus der Festschrift: Die Idee war so einfach wie genial eine 26,3 Zentimeter lange, hohl gebohrte Sekundärwelle im Getriebe, über die die Kraft in zwei Richtungen floss. Von ihrem hinteren Ende aus trieb sie den Käfig des manuell sperrbaren Zwischendifferenzials an; in das Getriebe integriert, sandte es 50 Prozent der Kraft via Kardanwelle an die Hinterachse, die über ein eigenes Sperrdifferenzial verfügte. Die andere Hälfte floss durch eine in der Sekundärwelle laufende Antriebswelle zum Vorderachsdifferenzial.
Leicht, kompakt und effizient das war der Durchbruch für Kraft an allen vier Rädern bei Pkw. Alle Weiterentwicklungen fußten darauf. Audi hat eine einstige Nischentechnik zur Kernkompetenz der Marke mit den vier Ringen gemacht. Das Label Quattro prägt das dynamische Image und ist heute mehr denn je Triebkraft für das innovative Element der Marke. Der Mythos lebt. Äußerlich sind die Wagen kaum von den Fronttriebler-Brüdern zu unterscheiden. Aber das Fahrerlebnis, es ist einmalig, wie Audi-Kunden meinen. Die Faszination unterstreicht die Tatsache, dass im vergangenen Jahr 26,7 Prozent aller Audi einen Allradantrieb hatten. Piëch sprach einmal von jedem zweiten als Ziel. Und er sprach davon, dass diese Technik nicht mehr als ein Satz Winterreifen kosten solle. Beides ist nicht eingetreten. Aber Piëch ist Österreicher. Und er ist Visionär.